Schmerzende Handgelenke Über- und Fehlbelastungssyndrome der Sehne
Leserin: J.W. (26 Jahre) aus Wuppertal:
„In den letzten Jahren quäle ich mich zunehmend mit Schmerzen in den Händen und auch Unterarmen. Manchmal sind die Hände dick und warm. Dieses betrifft auch Ruhezustände. Ich arbeite als Verwaltungsangestellte und sitze fast ausschließlich am Computer. Sport mache ich nicht. Gibt es eine Erklärung und was kann ich dagegen tun?!“
„In den letzten Jahren quäle ich mich zunehmend mit Schmerzen in den Händen und auch Unterarmen. Manchmal sind die Hände dick und warm. Dieses betrifft auch Ruhezustände. Ich arbeite als Verwaltungsangestellte und sitze fast ausschließlich am Computer. Sport mache ich nicht. Gibt es eine Erklärung und was kann ich dagegen tun?!“
Paul Dann:
Am Handgelenk laufen auf der Beugeseite und der Streckseite eine große Anzahl von Sehnen entlang, deren Sehnenscheiden aus verschiedenen Gründen gereizt sein können. Es kommt dann zu Schmerzen im oder in der Nähe des Handgelenkes, die oft auch mit Schwellung und Rötung kombiniert sind. Sie strahlen gehäuft in Richtung Unterarm aus und sind bei Belastung verstärkt. Eine chronische Überbelastung kann sowohl beruflicher als auch sportlicher Natur sein und beruht meistens auf wiederholten einseitigen Tätigkeiten wie hierbei auch auf möglichen Fehlhaltungen. Ein Beispiel für solche Ursachen sind ungünstige Handgelenkpositionen bei einer nicht ergonomischen Ausstattung am Computer-Arbeitsplatz. Auch Musiker (Streicher, Pianisten, Blechbläser), Masseure und Physiotherapeuten sowie Sportler (Kletterer, Geräteturner, Tennisspieler, Ruderer u.a.) sind häufig von diesen Beschwerden betroffen. Hier lösen eine immer wiederkehrende Reizung des Handgelenkes oder des umliegenden Gewebes durch Mikroverletzungen die Schmerzen im Handgelenk aus.
Als Symptom ist bei einer akuten Entzündung ein Druckschmerz entlang des Sehnen- und Muskelverlaufs zu finden. In ausgeprägten Fällen sind dort auch Rötung, Schwellung und ein Ruheschmerz vorhanden, der nur wenig Besserung nach der Ruhigstellung über Nacht zeigt. Die chronischen Formen machen sich zum Teil nur durch knotige Verdickungen der betroffenen Sehne bemerkbar, teilweise mit schmerzhaften, tastbarem „Schneeball-Knirschen“. Im fortgeschrittenen Stadium verkleben die Sehnen und lassen eine Bewegungseinschränkung erkennen.
Bei der klinischen Untersuchung beobachtet man auch oft eine typische Druckschmerzzone, die sich an die anatomischen Grenzen der betroffenen Sehne und des Muskels hält. Ebenso besteht ein Schmerz bei passiver Überstreckung der Sehne und bei aktiver Anspannung des Muskels gegen Widerstand. Vom Facharzt ausgeschlossen werden müssen unter anderem Schmerzen im Gelenk (z.B. Arthrose, Rheuma o.ä.), Schmerzen am knöchernen Sehnenansatz oder auch bei einem Nerven-Engpass am inneren Handgelenk, dem sogenannten Karpaltunnel-Syndrom.
Als Therapie kann bei starken Schmerzen eine Ruhigstellung des betroffenen Muskel-Sehnenabschnittes durch eine Schiene oder einen Gipsverband nützlich sein. Entzündungshemmende Salben mit Verbänden sowie antirheumatische Medikamente lindern ebenfalls die Schmerzen und wirken heilend auf die Entzündung. Außerdem können Dehnungsübungen und Aufwärmübungen der Hände und Handgelenke einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen. Bei der chronischen Entzündung wird, im Gegensatz zur akuten Entzündung, Wärme meist als angenehmer empfunden als Kälte. Eine Anpassung an die Überbelastungssituation oder eine zu verordnende Ergotherapie bzw. Physiotherapie (Lymphdrainage, Elektrotherapie) sind ebenfalls sinnvoll. Selten sind niedrig dosierte Kortisonspritzen in das umliegende Gewebe erforderlich. Einige medizinische Studien zur extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) zeigen, dass 70-80 % der behandelten Patienten bei Sehnenveränderungen nach drei Monaten eine deutliche Linderung der Beschwerden angaben. Auch andere Arbeitsgeräte oder geänderte Arbeitsabläufe beeinflussen die Erkrankung günstig.
Der Betroffene sollte eine berufliche Überbeanspruchung der Handgelenke vermeiden, starke sportliche Belastungen reduzieren und hierbei manchmal sogar den Auslöser auf Null reduzieren.
Autor: Dr. med. Paul Dann, Facharzt für Orthopädie und Rheumatologie, Privatpraxis Orthopädie Düsseldorf, Hohenzollernstraße 5, 40211 Düsseldorf, Telefon: 0211-1691000
22.09.2020
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